Die Gebirgsformationen in der Grafschaft Wernigerode


Christoph Friedrich Jasche 1858

Manganerze

In den Gängen an der Harzburg, so wie am Mönchen-, Heiligen- und Hagenberge brachen, in früheren Zeiten häufiger als jetzt, die bekannten Krystallisationen von Manganit . Sie kamen überhaupt in den obern Teufen, als in den tiefern Bauten vor. Mit denselben werden Braunit, derb und in den Poren mit kleinen Krystallen, Pyrolusit, Späthiger und Strahliger Hausmannit gewonnen. Der Späthige Hausmannit kommt in derben, kristallischkörnig- abgesonderten Massen vor, in welchen da, wo sich kleine Höhlungen befinden, spitze octaedrische Krystalle ausgebildet haben. Einzelne kleine Octaeder liegen auch in den derben Massen des Strahligen Manganits zerstreut und beurkunden damit deutlich die Verschiedenartigkeit der Substanz. Selten ist der überhaupt wenig bekannte Strahlige Hausmannit. Bei minderem Glanze ist der braune Strich bemerkenswerth, wodurch sich der Hausmannit von dem Manganit unterscheidet. Dichter und Ockriger Psilomelan, Muschliges, Ockriges und Schaumiges Wad sind Begleiter des Manganits. Die Gangmasse besteht in Baryt, Kalkspath,Mangankalk und kieseligen Fossilien.
Der Gemeine Baryt, von den gewöhnlichen tafelartigen Formen, wurde zuweilen in ausserordentlich grossen Krystallen angetroffen. Auch der Kalkspath kam zuweilen in ziemlich grossen pyramidalen Rhomboedern, mitunter in sogenannten hemitropischen Krystallen; aber auch in ausserordentlich zierlichen dünnen spitzen Pyramiden, welche auf den säulenförmigen Manganitkrystallen angeschossen waren, vor.

Man hat diese langen, spitzen Krystalle vielfältig für Arragonit gehalten; indessen da der Querbruch in schiefer, den Rhomboederflächen entsprechender Richtung gegen die Achse, sich blos stellt, so kann nur von Kalkspath die Rede sein; wiewohl damit nicht behauptet werden soll, dass nicht auch Arragonit in den Braunsteingängen vorgekommen ist. Es sind auch Fälle eingetreten, dass die Kalkspathkrystalle ganz oder theilweise zerstört und absorbirt sind und dass der nachgelassene leere Raum nachmals mit Manganit aufgefüllt ist. Dadurch sind zum Theil sehr ansehnliche Gruppen von pyramidalen Afterkrystallen entstanden, deren Substanz man, wie dem Verfasser scheint, mit Unrecht für etwas vom Manganit Verschiedenes betrachtet und mit dem Namen Varwicit belegt hat. Aehnliche Bildungen von Afterkrystallen, nach der pyramidalen Kalkspathform, von Rotheisenstein sind ja auch von andern Orten, namentlich von Sundwig bei Iserlohn, bekannt; aber auch hier ist die Eisensteinmasse nicht von der gewöhnlichen amorphischen verschieden.
Als seltenes Vorkommen ist der Rhodochrosit anzuführen. Theils die Quarzmasse imprägnirend, theils in Verbindung mit kohlensaurem Kalke, und in letzterm Falle kleine Rhomboeder bildend, zeichnet es sich durch seine schöne rosenrothe Farbe aus. Kohlensaures Mangan und kohlensaurer Kalk mögen sich wohl in verschiedenen Verhältnissen miteinander verbinden, und man kann eine Reihe von Braunspath bis in den Rhodochrosit verfolgen, in welchem letztern die grösste, so wie in dem erstern die geringste Menge von Mangan enthalten ist. Diesem Verhalten entspricht auch die Krystallform. Das stumpfe Rhomboeder des Kalkspaths besitzt nach WOLLASTON den Winkel von 105°5' und der Winkel des Rhodonits soll, nach MOHS, 106°51' betragen. Vom Hrn. Prof. BREITHAUPT wird der Seitenkantenwinkel zu 107° angenommen. Diese Winkelunterschiede sind um so mehr für unerheblich anzusehen, als die Messungen der Winkel an dem Rhodochrosit, durch die nicht selten vorkommende Flächenbiegung, erschwert werden.
Während der Rhodochrosit eine Verbindung von kohlensaurem Manganoxydule mit kohlensaurem Kalke ist, findet sich in den Ilfelder Braunsteingängen Manganoxyd in inniger Verbindung mit Kalkspath, in dem so genannten Braunsteinkalke und Mangankalke. Der Kalkspath hat, durch das Hinzutreten des Manganoxyds, eine russigbraune oder schwärzliche Farbe erhalten.

Die Blätterdurchgänge haben häufig eine kugelförmige Biegung und das äussere Ansehn ist das eines oryctognostisch einfachen Fossils; jedoch möchte man sich geneigt fühlen, den Braunsteinkalk eher als ein inniges Gemenge von Kalkspath und Manganoxyd zu betrachten.Der Braunsteinkalk ist dadurch wesentlich von dem Mangankalk verschieden, dass in letzterem kohlensaures Mangan mit kohlensaurem Kalke verbunden ist. HISINGER giebt für den Mangankalk: 44,27 Kohlensäure; 42,16 Kalk; 11,77 Manganoxydul und 1,80 Talkerde an;
BEUDANT: 41,43 Kohlensäure, 35,77 Kalk und 22,80 Manganoxydul.
Hierdurch wird das bereits bei dem Rhodochrosite Angeführte bestätigt; der Mangankalk enthält kohlensaures Manganoxydul in der geringern, der Rhodochrosit in der grössern Menge; bei erstern variiert der Mangan- und Kalkgehalt. Uebriges unterscheidet beide Fossilien äußerlich auch hinreichend die Farbe. Während der Braunsteinkalk stets dunkel-, zuweilen ganz schwarz gefärbt ist, hat der Mangankalk eine gelblich- oder röthlich-weisse, zuweilen reinweisse Farbe.
Was nun noch die kieseligen Fossilien anbetrifft, welche in den Ilfelder Braunsteingängen vorkommen, so sind sie sämmtlich quarziger Natur.
Der Quarz kommt im Gemenge mit Braunit vor und füllt theilweise die kleinen leeren Räume in demselben aus. So wie im Braunsteinkalke der kohlensaure Kalk von Manganoxyd durchdrungen ist, so ist auch der Quarz damit innig verbunden. Das dadurch gebildete Fossil, welches Braunsteinhorn genannt wird und am ausgezeichnetsten in den Gruben am Silberbache vorkam, verhält sich zu dem Mangan, wie der Eisenkiesel zum Eisen. Seine Farbe ist dunkelnelkenbraun und zieht sich in das Schwarze; weshalb man ihn auch , unnatürlicher Weise, wohl schwarzen Eisenkiesel genannt hat. Hr. Geh. Hofr. HAUSMANN führt das Fossil unter dem sehr passenden Namen Mangankiesel auf. Da aber früher mit dieser Benennung ein anderes, dem Almandin nahe stehendes, in die Sippschaft des Granats gehörendes Fossil belegt war, so hat der gelehrte Oryctognost den früher so genannten Mangankiesel mit dem ebenfalls sehr passenden Namen Mangangranat belegt. Der Mangankiesel kommt theils rein, theils mit Braunsteinkalk gemengt vor.
In ersterem Falle sind darin viele kleine Höhlungen vorhanden, welche mit zarten Krystallen besetzt sind. Es sind aber keine andern Formen, als die gewöhnliche des Quarzes: sechsseitige Säule mit sechsflächiger Zuspitzung.

Die dritte im Rothtodliegenden vorkommende Gangformation ist die des Baryts. Ein ziemlich mächtiger Gang davon setzt in dem Thonporphyre auf der Sachswerfer Trift, ohnweit von Ilfeld, auf.
Er besteht bloß aus Gemeinem und Dichtem Baryt, letzterer in dem kleinsten Antheile. Es sind bloß derbe Massen; wenigstens sind in den obern Räumen (der Gang setzt zu Tage aus) keine Krystalldrusen zu sehen.
Von geringem Belange, und noch wenig erforscht, sind andere Erzgänge, Spuren von denselben, welche Kupferkies und Ziegelerz enthalten, zeigen sich unter andern auf dem grossen Nonnenforste, ohnweit Rothesütte.
So weit die bis jetzt betriebenen Grubenbaue darüber Aufschluss zu geben im Stande sind, setzen die Gänge nicht in bedeutende Tiefe nieder.Wenigstens lässt sich dies von den Manganerzgängen sagen. Sie verengen sich unter der Thalsohle und bleiben nicht mehr bauwürdig.
Es ist dies um so bemerkenswerter, als man in der Regel in den ältern Gebirgen die Gänge am edelsten unterhalb der Thalsohle findet, wenn sie nicht zu den blossen Rasenläufern gehören.
Die Felsen, welche da, wo von den Thälern tiefe Einschnitte gemacht sind, anstehen, bilden höchst romantische Parthien. So unter andern die Fuhrbachsklippe, bei der Steinmühle unterhalb Rothesütte; der Gänseschnabel oberhalb Ilfeld u. a. m. Das groteske Auftreten entspricht der eruptiven Natur. Die Porphyrmassen haben regelmässige Absonderungen und die Stücke, in welche sie dadurch getheilt werden, sind rechtwinklich. Die umherliegenden losen Wände sind parallel-
pipedisch und nähern sich, wenn sie kurz ausfallen, der cubischen Form. Es kommt dieses Verhalten aber nicht ausschliesslich den eruptiven Porphyren zu, sondern auch den geschichteten Abtheilungen des Rothliegenden. Auch bei denselben durchschneiden die senkrechten Ablosungen die Schichtungsflächen gewöhnlich rechtwinklich und dadurch unterscheiden sich auch die Sandsteine des Rothliegenden von denen der bunten Sandsteinformation, bei welchen der Winkel von dem rechten merklich abweicht. Das Rothliegende liefert auch härtere und festere Sandsteine, als der bunte Sandstein, welches besonders nützlich ist, wenn der Sandstein in dünnen Schichten bricht und dünne Platten liefert, welche, bei ihrer geringen Dicke, zu Tafeln dienen, die bei Bedachungen Anwendung finden können.
Es findet dieses Verhalten jedoch nicht in dem Bereiche statt, dessen Schilderungen sich der Verfasser zum Vorwurfe gemacht hat. ...

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